11.05.2014: TSV Limmer - Spätlesen 1:3

Mit „Pep“ und „Mr. Dy“ im Welfenland

Nach Görlitz, Dresden und Bad Köstritz führte die diesjährige Mannschaftsfahrt der Spätlesen in die niedersächsische Landeshauptstadt Hannover. Wie immer ging es fast nur um den Sport. Und wie immer gab es ein paar Überraschungen - eine dynamische Dramatik auf der Rückfahrt und die Trainerentdeckung des Jahres. 

In den Hauptrollen: Die Reiseführer Uwe G. und Klaus, die uns mit viel Einsatz und Herzblut ihre Heimatregion und die Menschen nahebrachten; Reisemarschall und Quartiermeister Clemens, der wieder mal erfolgreich alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte, um uns ein „RundumSorglos-Paket“ zu kredenzen und uns dabei auch noch 200-fach ins rechte Bild zu setzen. Und dann zwei eigentlich höchstens als aufstrebende Talente gehandelte Mitreisende, die im Reiseverlauf zu Hauptakteuren wurden – Trainer Ralf in der Rolle als „Pep“ und Heiko, alias „Mr. Dy“ als trauernder Fan. Doch der Reihe nach:

Fast so groß wie Jogis Kader

So groß war die Delegation noch nie: 18 Fußballprinzen waren angetreten, ins Welfenland nach Hannover zu reisen, um dem Landesgründer Ernst August und seinen Fußballvasallen ihre Aufwartung zu machen. Wir wurden gebührend empfangen – nicht nur mit Regen, sondern direkt vom Kurfürsten, der uns vor dem Hauptbahnhof auf seinem riesigen Bronzeross entgegenritt. Er wies uns zugleich den Weg in unsere fürstlichen Gemächer im Thüringer Hof, wo wir standesgemäß residierten. Aber zum Schlafen waren wir ja eigentlich gar nicht angereist. (Zur Not hätten wir auch auf der Treppe geschlafen.)

Nach der Ankunft ging es unmittelbar zur Audienz ins Rathaus – der Bürgermeister hatte sich extra frei genommen - und konnte uns daher nicht empfangen. Aber uns interessierte ohnehin nur der sagenumwobene Turm mit dem Kuppelaufzug, der einen bogenförmigen (parabelförmig der Kuppel folgend) Fahrverlauf aufweist. Er wird oft fälschlicherweise als Schrägfahrstuhl zur Kuppel hinauf bezeichnet – natürlich nicht von uns. Wir hatten uns ja gut vorbereitet. Jedenfalls fuhren wir dann in Fünfergruppen (mitunter nur zu Viert wegen der besonderen Gewichtigkeit der Gäste) in die Spitze. Das Rundumpanorama entschädigte für das nicht ganz standesgemäße Wetter.

Ab ins Colosseum

Der Blick richtete sich gleichsam auf das Colosseum, dem Zirkus Maximus von Hannover, also die HDI-Arena, wo in Kürze der Wettstreit der Kämpfer aus aller Herren Länder beginnen sollte. Vorher gönnten wir uns allerdings noch eine Rast im Fantreff „Nordkurve“, bevor dann alle dem Trainer und seinem Schirm (mit dem Logo) auf die fest gebuchten Plätze in den ersten Reihen folgten. Sogar das deutsche Fernsehen nahm unseren Besuch zum Anlassung, uns in seiner Sportschau entsprechend ins Bild zu rücken, wie Uwe nachweisen konnte. Hätten sich nicht einige hinter grünen Regencapes versteckt, wäre sogar unser schönes neues Logo weithin sichtbar gewesen. Nächstes Mal basteln wir dann halt ein Transparent (hat Uwe ja schon fertig gemacht). Zum Spiel nur so viel: Vermutlich nach Rücksprache unseres Trainers mit den beiden Kollegen der dort kickenden Teams von `96 und Freiburg lösten beide Teams nach der Halbzeit ihre Handbremse und präsentierten uns immerhin fünf Tore und einen munteren Kick. 3:2 für Hannover spiegelte das Match gut wider. Mit Zieler, Sorg, Günter und Ginter gab es sogar vier Nationalspieler zu sehen.

Schnitzeljagd in der Altstadt

„Matsch“ ist auch ein gutes Stichwort. Durch den wateten wir nämlich entlang des Maschsees zurück in unsere Bleibe, um uns für den Abend zu wappnen. Uwe hatte für die Spätschicht quasi eine Schatzkarte mit den besten Locations der Stadt zusammengetragen und jedem (auch zur individuellen Orientierung) an die Hand gegeben (die für die Nachbereitung sicherlich noch den Weg ins Netz finden wird). Vier Stationen galt es schnitzeljagdmäßig abzuarbeiten – erste Station standesgemäß im Brauhaus Ernst August, wo wir Haxen und Burger sowie zwei Fässer „Hanöversch“ zum Löschen verzehrten. Wirklich urig. Danach konnte dann die weitere Kneipentour beginnen, wobei sich „Jack the Ripper“, das „Rocker“ und „Alt Hanovera“ allesamt als zu klein für die große Spätlesenabordnung erwiesen. Zellteilung war angesagt; unter Führung des ortskundigen Klaus versuchten einige (vergeblich) das „Rocker“ zu finden, um schließlich im „Altstadttreff“ zu landen und in den ESC hineinzuschlittern. Denkwürdig, denn wer wird sich in 25 Jahren nicht erinnern, wenn die Frage kommt: Wo warst Du, als Conchita Wurst den Grand Prix gewann? In Hannover!

Grün ist unsere Farbe

Als das Ergebnis feststand, lagen standesgemäß fast alle (jedenfalls einige) bereits im Bett, um für den eigentlichen Reisehöhepunkt auf den Punkt fit zu sein – dem eigenen Spiel – dieses Mal gegen die Sportfreunde des TSV Limmer. Auf dem dortigen Rasen hatte sich Klaus in den 90-ern seine Sporen verdient und das Mittelfeld beackert. Und nun die alten Kontakte wiederbelebt. Super! Zur Feier des Tages waren sogar die Straßenbahnen der Linie 10 in den FF-Farben grün bemalt worden. Ein deutliches Zeichen der Wertschätzung. Herzlich dann auch der Empfang auf dem Gelände. Zunächst ging es auch für Klaus darum, die alten Recken wiederzuerkennen. Auf dem Platz wurde das Verständnis dann immer besser – bis auf die Tatsache, dass einige Kollegen nach und nach mit Zerrungen als Anspielstationen ausfielen. Wir wünschen allen eine schnelle Rückkehr auf den Platz.

Spiel im Limmerland

Das (Un-)Wichtigste zuerst: Wir bleiben in der Ferne weiterhin unbesiegt – 3:1 lautete der Endstand. Allerdings mussten wir bereits vor dem Spiel unseren üppig besetzten Kader ausdünnen und die Gastgeber mit vier Spätlesen verstärken. Neben Klaus spielten auch Uwe G., Reinhold und André U. bei den Limmeranern mit, in der zweiten Halbzeit dann auch noch Andreas. So waren anderthalb Spätlesen-Teams auf dem Platz. Daraus hätte sich natürlich ein ausgeglichener Kick entwickeln können – doch den Unterschied machte Trainer „Pep“ Ralf. Schon in der Kabine fand er die richtigen Worte (siehe Video) und hatte vor allem die richtige Taktik („Ran an´nen Ball, ruff, fertig, wie immer“) ausgegeben. Auf eine solche Ansprache hatte das Team offenbar gewartet und konnte es sofort umsetzen. Den Gegner etwas aufrücken lassen, dann die Pressmaschine anwerfen und kontern – so entstanden die Tore durch Andreas, Bernd und Marcus zum zwischenzeitlichen 3:0 für uns. Dem hatten die Gastgeber zunächst nichts entgegenzusetzen. Mit eigener tatkräftiger Unterstützung durch einen Pass zum Gegner leiteten wir dann selbst noch vor der Pause den 1:3-Ehrentreffer ein, den Hubert Landwehr für die Gastgeber mit einem feinen Schlenzer erzielte.

In der zweiten Halbzeit waren es dann die Gastgeber in den Juve-Trikots (schwarz-weiß gestreift), die Druck machten, vor allem auch über die Spätlesenachse Uwe, Klaus und Andreas. Zum Teil mit Strafraumbelagerung, aber mit Fehlanzeige bei den Toren, weil Keeper Micha souverän agierte und André mit einem Kopfball Pech hatte und Clemens auf der Linie klärte. Auch die Spätlesen vergaben einige Konter, so dass die zweite Halbzeit torlos blieb. Bei Würsten, Steaks, Kartoffelsalat, Zaziki, frischem Brot und Gilde-Pils ließ sich dann im Vereinsheim die dritte Halbzeit sehr gut verleben. Und richtigen Fußball ließ sich dann auch noch aus dem Vereinsheim heraus beobachten: Die Frauen vom TSV Limmer spielten einen sehr ansehnlichen Ball. Danke jedenfalls an den Klub für die Gastfreundschaft. Hat Spaß gemacht. Die Gegeneinladung wurde natürlich ausgesprochen.

Rückreise durch das Tal der Ahnungslosen

Exakt zur Anstoßzeit des Schicksalsspiels Dynamo Dresden gegen Arminia Bielefeld um 15.30 Uhr begann unsere Rückreise. Mit „Sky to go“ war Thomas ein gefragter Mann und durfte natürlich mit seinem Laptop neben Heiko im Zug Platz nehmen. Leider war der IC nicht bereit, Strom zur Verfügung zu stellen und hatte man das Tal der Ahnungslosen eigentlich in Dresden vermutet, präsentierte sich Sachsen-Anhalt nicht als Land der Frühaufsteher, sondern als teilweise internetfreie Zone. So piepten die Smartphones anfangs wie wild und brachten die Schreckensmeldungen vom 0:2-Spielstand. Vermutlich muss das die Bielefeldfans so euphorisiert haben, dass sie Pyrotechnik aufs Feld feuerten und so den Dresdenern Gelegenheit gaben, sich zu besinnen und neu zu sammeln. War doch so, oder? Jedenfalls verstummte dann neben dem Spielbetrieb zunächst auch die Nachrichtenversorgung übers Internet. Panik, Dynamik – Freude über jeden Empfangs-Balken, den das Telekomnetz sporadisch anzeigte – meistens zuerst bei Clemens. Und dann piepte es wieder und plötzlich hatte Dynamo zwei Tore gemacht. Es reichte aber nur für einen kurzen Luftsprung bei Heiko, ein energisches „Dy – na – mo“ und die Öffnung einen Herrenhäusers, bis das Team aus der Stadt, die es angeblich gar nicht gibt, wieder in Führung lag und diese auch nicht mehr abgab. Tröstlich ist, dass man statt nach St. Pauli oder Kaiserslautern als Fan künftig neben Rostock nun auch heimatnah nach Cottbus und Neustrelitz reisen kann – was neue Perspektiven für Spätlesenfahrten eröffnet. So fuhren wir mit Gelassenheit und entspannt im Heimathafen Falkensee ein.

Der Dank gilt dem Organisationstrio Uwe, Klaus und Clemens für das Schnüren des gelungenen „All You can enjoy-Weekends“. Freiwillige vor für 2015 – einziges Muss: Es ist wieder eine Brauerei fällig.

Mit auf Reisen waren: Andreas D., Thomas B., Sven R., Clemens, Uwe G., Uwe S., Marcus, André U., Andrè K., Klaus, Reinhold, Patrick, Micha, Bernd, Ralf, Heiko, Jens, Christian Re.